Zahnarztphobie: Was kann man tun?

Schätzungen besagen, dass rund 80 Prozent aller Menschen in Deutschland ein ungutes Gefühl haben, wenn Sie zum Zahnarzt gehen müssen. Das sirrende Geräusch des Bohrers, die Betäubungsspritze ins Zahnfleisch lösen starkes Unbehagen aus. Die meisten überwinden allerdings ihre Angst vor dem Termin und lassen sich untersuchen oder behandeln. Deshalb spricht man in diesem Zusammenhang auch nicht von einer Zahnarztphobie, sondern nur von schlichter Zahnarztangst.

Es gibt jedoch Menschen, die tatsächlich eine panische Angst entwickeln, wenn ein Zahnarztbesuch ansteht. Mediziner gehen davon aus, dass jeder Zehnte betroffen ist. Sie meiden einen Besuch wie "der Teufel das Weihwasser", sagen bereits vereinbarte Termine wieder ab und melden sich irgendwann gar nicht mehr, auch nicht zu harmlosen Routineuntersuchungen. Bei diesen Menschen spricht man dann von einer Zahnarztphobie oder auch von Dental- bzw. Oralphobie.

Wie Sie Ihre Angst vor dem Zahnarztbesuch überwinden können

Sie sollten trotz Ihrer Angst Ihren Zahnarzt aufsuchen und Ihre Probleme offen ansprechen. Nur so hat er die Möglichkeit, entsprechend zu reagieren und sich eingehender mit Ihren Ängsten zu beschäftigen. Falls Sie bereits vor der Beratung zurückschrecken, können Sie sich zunächst auch an Ihren Hausarzt wenden. Er kann sie zum Beispiel an Beratungsstellen verweisen, die sich mit Zahnarztphobie auskennen. Oder Sie wenden sich an die Zahnärztekammer in Ihrem Bundesland. Dort gibt es Listen mit zahnmedizinischen Experten, die für das Problem Zahnarztphobie besonders ausgebildet sind.

Wählen Sie einen Spezialisten in Ihrer Nähe und besprechen Sie mit ihm das weitere Vorgehen. Er kann gemeinsam mit Ihnen einen Plan erstellen, wie Sie Ihre Angst in den Griff bekommen und sich weitestgehend angstfrei behandeln lassen können, beispielsweise unter Anwendung von Hypnose oder begleitender Psychotherapie. Es gibt auch Praxen, die sich auf Angstpatienten spezialisiert haben und deren Betreuung über eine normale Behandlung Ihrer Zähne hinausgeht.

Vollnarkose und Medikamente als Notlösungen

Manche Zahnärzte bieten eine Behandlung unter Vollnarkose an, für die sie mit Anästhesisten (Narkoseärzten) kooperieren. Eine Vollnarkose kann angezeigt sein, wenn akute Probleme vorliegen, zum Beispiel wenn eine eitrige Zahnwurzelentzündung droht, in den Kieferknochen einzudringen. Dann ist schnelles Handeln unbedingt angeraten.

Die Vollnarkose sollte aber nur eine Notlösung sein, denn sie ermöglicht zwar eine angstfreie Behandlung, hilft jedoch nicht gegen die Zahnarztphobie. Diese ist letztlich nur psychisch in den Griff zu kriegen. Zudem ist eine Vollnarkose immer mit Risiken behaftet, die häufig nicht in einem sinnvollen Verhältnis zu dem erforderlichen Eingriff an den Zähnen stehen.

Die Verabreichung von angstlösenden Medikamenten in Form von Spritzen oder Tabletten kann ebenfalls kurzfristig gegen Ihre Angst bei akut notwendigen Behandlungen helfen. Allerdings lösen auch Medikamente das Problem, eine Zahnarztphobie nicht dauerhaft.

Psychotherapie und Hypnose

Im Bereich der Psychotherapie hat sich die kognitive Verhaltenstherapie als effektiv erwiesen. Dabei wird der Patient mit dem Auslöser der Angst konfrontiert, etwa mit dem Geräusch eines Bohrers. Das Angstgefühl kann sich dadurch zunächst steigern, lässt aber nach wiederholten Konfrontationen allmählich nach, und der Patient lernt, seine angstbesetzte Situation neu einzuschätzen und zu bewerten. Begleitend dazu kann der Therapeut mit Ablenkungsstrategien arbeiten oder dem Patienten Entspannungstechniken vermitteln wie spezielle Atemübungen oder autogenes Training.

Eine Zahnarztphobie lässt sich auch mit Hypnose behandeln, wobei ein entsprechend geschulter Zahnarzt den Patienten in einen Trancezustand versetzt. Dies funktioniert jedoch nur, wenn sich der Patient vollständig darauf einlassen kann. Für Menschen mit einer psychischen Erkrankung oder mangelnder Konzentrationsfähigkeit eignet sich eine Hypnose in der Regel nicht. Außerdem gibt es Behandlungen, bei denen eine gewisse Aktivität des Patienten erforderlich ist, die er unter Hypnose nicht leisten kann.

Fazit

Machen Sie sich Ihre Phobie bewusst und scheuen Sie sich nicht, mit Ihrem Zahnarzt darüber zu sprechen. Ohne Offenheit können Sie Ihr Problem nicht angehen und erhalten auch keine passende Beratung. Sie werden immer wieder mit Ihrem Problem konfrontiert werden, wenn Sie sich nicht aktiv darum kümmern.