Zahnschmerzen haben vielfältige Ursachen. Eine davon kann - auch wenn es auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint - Stress sein. Längerfristig sind sogar erhebliche Auswirkungen auf die Zahngesundheit möglich bis hin zu Karies, Zahnfleischentzündungen, Zahnfleischrückgang und Bruxismus (Zähneknirschen). Unser Beitrag beleuchtet das Thema stressbedingter Zahnschmerzen sowie Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.
Was passiert bei Stress im Zusammenhang mit der Zahngesundheit?
In Stresssituationen reagiert unser Organismus mit der Ausschüttung von sogenannten Stresshormonen, beispielsweise Cortisol. Diese Hormone schwächen nicht nur unser Immunsystem, sondern beeinflussen auch eine Vielzahl physiologischer Prozesse. Im Zusammenhang mit Zahngesundheit ist zu beachten, dass akuter Stress unter anderem den Speichelfluss reduziert. Dessen Schutzfunktion wird dadurch zwangsläufig verringert, so dass sich Bakterien und Plaque vermehrt auf den Zahnoberflächen ansammeln können. Daraus ergibt sich ein erhöhtes Risiko für Karies und Zahnfleischentzündungen.
Nicht wenige Menschen reagieren auf übermäßigen Stress auch mit einem unbewussten, in der Regel nachts auftretenden Zähneknirschen, medizinisch als Bruxismus bezeichnet. Sie wachen dann am nächsten Morgen häufig mit Kopf- oder Kieferschmerzen auf. Auf längere Sicht kann durch das Zusammenpressen und Aufeinanderreiben der Zähne der Zahnschmelz angegriffen werden, so dass sich Risse bilden oder sogar Zahnfrakturen auftreten und Angriffsflächen für Karies bieten.
Vernachlässigung der Mundhygiene aufgrund von Stress
Wer chronisch "unter Stress steht", hat oft andere Prioritäten, als sich um eine gute Mundhygiene zu kümmern. Regelmäßiges Zähneputzen, der Gebrauch von Zahnseide oder auch die Kontrollbesuche beim Zahnarzt geraten in den Hintergrund und werden vernachlässigt. In solchen Fällen haben Bakterien ebenfalls leichtes Spiel, Plaqueschichten und Zahnstein zu bilden. Ohne eine professionelle Zahnreinigung drohen Zahnfleischentzündungen und schließlich Parodontitis. Bleibt diese unbehandelt, kann es zu einem Kieferknochenrückgang und unwiederbringlichen Zahnverlusten kommen.
Ungesundes Essverhalten durch Stress
Bei ständig gestressten Menschen ist oft ein ungesundes Essverhalten zu beobachten. Sie neigen zum Beispiel zu einem gesteigerten Verzehr von stark zuckerhaltigen Snacks, Speisen und Getränken, um damit vermeintlich Stress abzubauen. Der in diesen Lebensmitteln enthaltene Zucker bildet eine ideale Nährstoffquelle für Bakterien, deren säurehaltigen Ausscheidungen Zähne und Zahnfleisch angreifen und die Entwicklung von Karies begünstigen, zumal wenn noch ein verminderter Speichelfluss hinzukommt. Auf diese Weise wirkt Stress auch indirekt über die Ernährungsgewohnheiten auf die Zahngesundheit ein.
Schwierige Diagnose bei stressbedingten Zahnschmerzen
Da die Symptome stressbedingter Zahnschmerzen häufig subtil und nur schwer zu deuten sind, kann auch deren Diagnose eine Herausforderung sein. Manchmal ist eine zahnmedizinische Ursache nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Ein erfahrener Zahnarzt kann jedoch Anzeichen von Stress bei seinen Patienten erkennen und wird dann auch in einem Gespräch danach fragen, um eine passende Behandlung zu beginnen.
Die Behandlung stressbedingter Zahnschmerzen
Die Behandlung von Zahnschmerzen auf Grund von Stress wird durch einen ganzheitlichen Ansatz erleichtert, der nicht nur eine rein zahnmedizinische Versorgung vorsieht, sondern eventuell auch Bereiche wie Psychotherapie, Physiotherapie und Stressmanagement umfasst. Gegen Bruxismus kann der Zahnarzt spezielle Schienen anfertigen, die nachts getragen werden und die Zähne wie Kieferknochen schonen und entlasten. Eine Psychotherapie kann bei der Bewältigung von Stress helfen, ebenso eine Physiotherapie mit Entspannungstechniken und meditativen Übungen.
Manchmal kann es erforderlich sein, akute und starke Zahnschmerzen mit Medikamenten zu lindern, allerdings ist hierbei Vorsicht geboten. Schmerzmittel können immer nur eine punktuelle Lösung sein. Den ursächlichen Stress, aus dem die Zahnschmerzen resultieren, können sie nicht abstellen.
Was Sie selbst tun können
Wenn Sie unter Stress leiden, sollten Sie trotzdem Ihre Mundhygiene nicht vernachlässigen, sich ausgewogen ernähren und auch die regelmäßigen Zahnarztbesuche wahrnehmen. Versuchen Sie, das eigentliche Problem zu lösen, indem Sie proaktiv für ausreichend Entspannungs- und Erholungsphasen sorgen und zusätzlich Techniken zur Stressbewältigung trainieren.